Welche Themenauswahl lockt wirklich Leser an?

Bei der Themenauswahl hilft die Nachrichtenwerttheorie und Daten zum LeserverhaltenDie Themenauswahl ist entscheidend, um im Internet Leser zu finden. Die Ansätze für die Themenauswahl hängen natürlich vom eigenen Anspruch ab. Ein Nachrichtenmagazin ist thematisch wesentlich breiter aufgestellt als ein Expertenblog oder ein Mitarbeiter- oder Kundenmagazin. Nichtsdestotrotz haben alle Medien das gleiche Auswahlkriterium für ihre Themenauswahl: den Nachrichtenwert.

„There is a thirst for quality journalism.“

„Es gibt einen Hunger nach Qualitätsjournalismus“, sagte John Avalon, Editor in Chief von The Daily Beast, beim Digital Innovators‘ Summit (DIS) am 23. und 24. März 2015 in Berlin. Dabei will er bei der Themenauswahl gar nicht unterscheiden zwischen Pop und Politik. Auf die Qualität der Berichterstattung käme es eben an: „Make smart content sexy and sexy content smart“, also „Machen Sie intelligente Inhalte sexy und sexy Inhalte intelligent“. Diesen Qualitätsjournalismus honorieren die Leser. Bei The Daily Beast mit Klickzahlen von 1 Million Unique Users auf jeden der zehn besten Artikel 2014.

Qualitätscontent setzt sich durch

Auch Paywalls schrecken Leser nicht ab. Seine Generation sei bereit für hervorragenden Journalismus auch Geld zu bezahlen, sagt Mittzwanziger Martin Blankensteijn, CEO des niederländischen Startups Blendle, auf einem Expertenpanel ebenfalls beim DIS. Blendle hat ein Pay-per-Story-System entwickelt, das unter anderem von der New York Times und dem Wallstreet Journal eingesetzt wird. Auch Kelly Leach, CEO von Piano bestätigt, dass für Qualitätsjournalismus im Internet bezahlt wird. Online-Content hat so viele Vorteile gegenüber Print-Content. Er lässt sich verknüpfen mit ähnlichen Artikeln zum Thema, ergänzen durch Video-Footage oder Bildergalerien. Mit hervorragend kuratiertem Content ließen sich auch gelegentliche Besucher zu regelmäßigen Besuchern und regelmäßige Besucher in Abonnenten verwandeln, so Leach.

Gerade die unglaubliche Vielfalt an Themen und Meinungen im Internet weckt das Bedürfnis der Leser nach gut recherchiertem, integren, unabhängigen Journalismus. Daran können sich auch Expertenblogs und Corporate Publishing orientieren. Wie? Indem sie genau ermitteln, was ihre Leser wissen wollen. Ein Anhaltspunkt dafür sind die Daten. Sie verraten die beliebtesten Artikel. Sie verraten aber auch, wie lange die Leser einen Artikel betrachten und an welcher Stelle sie wieder abspringen. Wer seine gesammelten Daten analysiert, kann eine Menge über seine Leser lernen und daraus Rückschlüsse für die Themenauswahl ziehen.

Die Nachrichtenwerttheorie hilft bei der Themenauswahl

Die Nachrichtenwerttheorie gibt es schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts. Sie hat sich weiterentwickelt. Unterm Strich geht es darum herauszufinden, welche von den vielen möglichen Nachrichten wirklich Relevanz für das eigene oder das gewünschte Publikum hat.

Die Faktoren der Nachrichtenwerttheorie nach Galtung/Ruge von 1965 sind:

  1. Ereignisentwicklung
  2. Außergewöhnlichkeit hinsichtlich Relevanz und Überraschung
  3. Eindeutigkeit
  4. Bedeutung
  5. Erwartungstreue
  6. Überraschung
  7. Themenkarriere
  8. Relative Themenvarianz
  9. Bezug auf Elitenationen
  10. Bezug auf Elitepersonen
  11. Personenbezug generell
  12. Negativität

Die Summe der Faktoren ergibt den Wert einer Nachricht oder anders gesagt, je mehr Faktoren eine Nachricht erfüllt, desto höher ist ihr Wert. Dabei bewerten Journalisten die Neuigkeit (Ereignisentwicklung) in der Regel höher und das Publikum die Relevanz in Bezug auf seine eigenen Interessen. Das Publikum zieht also nach der Vorauswahl der Journalisten noch eine weitere Entscheidungsinstanz ein. Anders gesagt: Wer sich nicht für Fußballpromis interessiert, wird aktuelle Nachrichten zu Uli Hoeneß‘ Freigängertätigkeit in der Jugendabteilung des FC Bayern höchstens wahrnehmen, aber nicht lesen. Wer sich für Umweltpolitik interessiert, wird dagegen höchstwahrscheinlich den Stand der Diskussion zum Thema Fracking aufmerksam verfolgen.

Also:

  • Für die Themenauswahl sollte die Nachrichtenwerttheorie herangezogen werden.
  • Qualitätsjournalismus setzt sich durch.
  • Was die Leser gern lesen, lässt sich aus den gesammelten Daten (Google Analytics!) ermitteln.
  • Dass Sie Ihre Zielgruppe kennen, setzen wir jetzt mal voraus 😉

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