Kunden anziehen oder vergraulen? Design beeinflusst das Kaufverhalten

Gea Gosse Mariano, www.Gotoki.de Agentur für Kommunikation und Design
Gea Gosse Mariano, © Oezen Gider

Interview mit Gea Gosse Mariano, Art Direktorin von Gotoki Kommunikation und Design.

 

„Gut gemachtes Corporate Design prägt sich ein und beeinflusst das Kaufverhalten.“

Was ist richtig gutes Design?

Gutes Design macht Lust auf mehr! In Bezug auf die Kommunikations- und Werbemittel eines Unternehmens heißt das, dass der Betrachter Lust bekommt, den Flyer oder die Broschüre zu lesen beziehungsweise auf der Website verweilt. Im Internet ist die Aufmerksamkeitsspanne besonders gering, weil der nächste Anbieter nur einen Klick entfernt ist. Innerhalb von zwei Sekunden entscheidet der Interessent, ob er auf der Seite bleibt. Das Design spielt dabei eine große Rolle, natürlich auch die Inhalte.

Woran erkennt man gutes Design?

Gutes Design unterstützt das Verständnis des Lesers oder des Users. Es führt seinen Blick, so dass er die relevanten Inhalte gut erfassen kann. Das kann man zum Beispiel durch Typographie erreichen, aber auch durch Illustrationen und grafische Priorisierung der Inhalte. Der Betrachter muss leicht und schnell erkennen, worum es geht und wo er was findet.

Wo ist der Unterschied zum Corporate Design?

Corporate Design ist das Erscheinungsbild eines Unternehmens. Bei allen Kommunikationsmedien eines Unternehmens sollte man sofort erkennen, dass sie von diesem Unternehmen stammen. Egal, ob man auf der Facebook-Seite des Unternehmens ist oder einen Flyer in der Hand hält oder einen Brief bekommt. Das Corporate Design legt das Logo, dessen Größe, Farbe sowie Abstände fest, das Farbschema, das verwendet werden darf, die Schriftart und -größe und vieles mehr. Das Design der einzelnen Werbe- und Kommunikationsmittel ist also immer vorgegeben oder abgeleitet vom Corporate Design.

Wozu braucht man Corporate Design?

Das Corporate Design sagt viel über ein Unternehmen aus. Es transportiert ein Image. Bestes Beispiel sind die verwendeten Farben. Woran denken Sie zum Beispiel bei Rosa?

Das sind dann wohl Mädchen- oder Frauenthemen.

Eine Bank oder Versicherung würde sich jedenfalls eher für Grau, Blau oder Grün entscheiden. Auch in der Forschung wäre Rosa eher ungewöhnlich. Ganz unabhängig von der Farbe vermittelt ein strukturiertes und stringentes Corporate Design, dass auch das Unternehmen gut organisiert und seriös ist.

Und wo ist die Schnittstelle zur Corporate Identity?

Corporate Identity ist natürlich ein weites Feld. Die Unternehmenskultur wird abgeleitet von den Werten und Zielen eines Unternehmens. Daraus ergeben sich dann viele Dinge, von der Gestaltung der Arbeitsräume über den Umgang untereinander und mit den Kunden sowie das Wording und am Ende auch das Corporate Design. Es muss zum Unternehmen passen. Es darf das Unternehmen nicht größer machen, so dass dann bei näherer Betrachtung die Erwartungen enttäuscht werden und natürlich darf es das Unternehmen auch auf gar keinen Fall kleiner machen. Das passiert zum Beispiel, wenn das Corporate Design alt oder verwildert ist.

Was macht man in einem solchen Fall?

Es ist normal, dass das Corporate Design von Zeit zu Zeit angepasst werden muss. Beispielsweise, wenn das Startup sich zu einem etablierten Unternehmen entwickelt oder wenn ein Unternehmen sein Image verändern oder eine neue Zielgruppe ansprechen will. Bei Gotoki sehen wir uns das vorhandene CD genau an und entwickeln es behutsam weiter. Manchmal kann man mit kleinen Änderungen schon einen großen Effekt erzielen, manchmal ist aber auch eine komplette Runderneuerung nötig. Wichtig ist, dass das CD zum Unternehmen passt und sich die bereits vorhandenen Kunden wiederfinden.

Noch einen Tipp zum Schluss?

Ja, unterschätzen Sie die Wirkung des Corporate Designs nicht! Design ist visuelle Kommunikation. Gut gemachtes Corporate Design prägt sich ein, oft einfach als positiver Eindruck und beeinflusst das Kaufverhalten. Genauso vergraulen eine schlecht gemachte Website oder hässliche Flyer auch potenzielle Kunden.